René Wohlhauser

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*  24. März 1954

von Jan-Peter Koch

Essay

Auch wenn sich Wohlhauser keiner bestimmten „Schule“ oder Richtung verpflichtet fühlt, dürfte für sein kompositorisches Schaffen das Schlagwort „new complexity“ zutreffen. Für die „Qualität“ seiner Musik – wie von Musik allgemein – ist „nicht primär die Informationsdichte entscheidend“, sondern die „Beziehungsdichte“; wesentlich sind ihm „die vielfältigen Erscheinungsformen (und deren originäre Beschaffenheit)“ (Wohlhauser 1990).

Musikalische Komplexität, die bei Wohlhauser oft in Grenzbereiche spieltechnischer Möglichkeiten führt, zeigt bereits Duometrie für Flöte und Bassklarinette (1985/86). Der Titel dieses Stücks mit einer Spieldauer von knapp fünf Minuten deutet bereits auf die Organisation der musikalischen Zeit hin. Das Werk ist durch prädeterminierte Metren bzw. Taktarten generiert, „solcherart, dass sich alle musikalischen Gestalten im Sinne einer (vielleicht etwas utopischen) hermetischen Ästhetik sozusagen eigendynamisch aus wenigen vorausgesetzten Ordnungs-Prämissen herausbilden sollten“ (Wohlhauser 1990a).

Aus einer vorher festgelegten Taktartenfolge (die im Vergleich zu Blachers „variabler Metrik“ unregelmäßig ist) werden Proportionen – „rhythmische Obereinheiten“ (Wohlhauser 1990a) – eines jeweiligen Takts gewonnen, indem der erste nachfolgende Taktartenzähler für die übergeordnete rhythmische Proportion des gegebenen Takts verantwortlich ist. Die Aufteilung des Rasters innerhalb des gegebenen Takts wiederum wird determiniert durch den zweiten und dritten der nachfolgenden Takte. Nbsp. 1: In den Takten 5 – ...